hören - gehorchen / Grußwort aus dem Gemeindebrief Sommer 2012
hören - gehorchen
Beide Worte gehören zur gleichen „Familie“, sind also miteinander verwandt, und doch empfinden wir ihre Bedeutung und Botschaft ganz unterschiedlich.
„Hören“ ist erst einmal unverbindlich, „gehorchen“ dagegen schon eine aktive Entscheidung, anstrengend womöglich und nicht freiwillig. Beim „Hören“ verbinden wir vielleicht Musik, die uns gefällt und erfreut, empfinden Leichtigkeit und gute Laune.
„Gehorchen“ – da spüren wir wohl eher ein drückendes Gefälle von oben nach unten, denken vielleicht an militärischen Gehorsam, fühlen uns fremdbestimmt. Gehorchen hat mit Macht zu tun: ich mache etwas, weil ein anderer es so will. Schade, dass das Gefühl beim „Gehorchen“ gleich so negativ besetzt ist.
Lässt es sich auch positiv empfinden, ungezwungen, abgeklärt, sogar wohlgesonnen? Ja, dann, wenn wir innerlich einverstanden sind mit dem, was zu machen ist. Oder wenn wir gut motiviert werden und uns mit den gewünschten Zielen identifizieren. Kurzum, wenn wir das Gefühl haben: ich mache das, weil ich das (auch) will.
„Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ (Lukas 10,16) Von Gott hören ist die eine Sache. In der Tat ist das erst einmal ganz unverbindlich. Es gibt keine Regel, wie oft jemand im Gottesdienst sein (außer vielleicht während der Konfirmandenzeit) oder in der Bibel lesen muss. Jeder Mensch ist da persönlich frei. Die andere Sache ist, Gott auch zu gehorchen. Aus dem Hören also Konsequenzen zu ziehen und entsprechend zu handeln.
Wie kann es gelingen, gern Gott zu hören und ihm dann auch gern zu gehorchen? Ohne jenes bedrückende Gefühl, gezwungen und fremdbestimmt zu sein. Ohne den Eindruck zu haben: ich muss das machen, aber eigentlich will ich gar nicht. Gott ist die Liebe, heißt es im 1. Johannesbrief. Genau das ist die Antwort. Wer sich geliebt weiß, wird sich nicht gezwungen fühlen. Und kann es Größeres geben auf Erden als der Liebe zu gehorchen? Wäre das etwa eine Zumutung, die uns fremdbestimmt? Gott hören und ihm gern gehorchen – das gelingt, weil und wenn wir darauf trauen, dass Gott uns liebt wie Tochter und Sohn. Und eben diese Liebe Gottes verkündet und verkörpert Jesus Christus. Wer ihn hört, ist befreit zu gehorchen, und zwar wie von selbst.
Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen Ihr Pfarrer